Das Vollmaringer Urgestein Erich Leins feierte am 1. Januar 2020 seinen 95. Geburtstag. Zu diesem großartigen Ereignis gratulierten ihm Ortsvorsteher Daniel Steinrode und Ortschaftsrat Marco Ackermann im Namen der Ortsverwaltung sowie Ulrich Schick und Daniela Steinrode vom SV Vollmaringen. „Bewegung, Bewegung, Bewegung“ betonte Erich Leins im Hinblick darauf, wie er sich körperlich und geistig fit halte. „Und Dankbarkeit“ ergänzte das Geburtstagskind im Rückblick auf ein erlebnis- und auch entbehrungsreiches Leben.
Bewegung war schon immer ein großer Teil des Lebens von Erich Leins gewesen: so fuhr er immer mit dem Fahrrad in die Schule nach Nagold, wo er am Gymnasium lernte – damals die „Oberschule für Jungen“, die jedoch auch von einigen Mädchen besucht wurde. Im Winter wurde die Strecke durchaus auch auf Skiern zurückgelegt. Doch damit nicht genug: auch die Freizeit war geprägt von Bewegung aber auch harter Arbeit. Nach der Schule ging es sofort aufs Feld und die Mutter wartete schon oft auf ihren Jungen, wenn Erich aus der Schule kam. „Schularbeiten kannst du abends erledigen, wenn wir im Stall sind“ betonten die Eltern streng. Auch die Ferien verbrachte Erich Leins auf dem Acker und im elterlichen Landwirtschaftsbetrieb in der Schlossstraße, wo sich die frühere Vogtei befand, und, so dass seine ganze Kindheit und Jugend bereits geprägt war von harter Arbeit. „Das war eine harte Zeit“ unterstrich der Vollmaringer und fügte hinzu „Wir leben jetzt in einer goldenen Zeit“. Den zweiten Weltkrieg musste Erich Leins am eigenen Leib erfahren und durchleiden. Diese Kriegszeiten erforderten viele Entbehrungen und brachten schreckliche Erlebnisse mit sich. Nach dem Kriegsende war Erich Leins in Mönchengladbach zunächst in amerikanischer und englischer Kriegsgefangenschaft. Die Gefangenen waren wochenlang unter freiem Himmel eingesperrt und litten auch viel Hunger. Dort traf er jedoch per Zufall seinen Nachbarn wieder und konnte diesen betreuen und ihm so über die schwere Zeit hinweg helfen. Am 24.8.1945 kam Leins abgemagert und ausgezehrt aus der Gefangenschaft zurück. Nun hieß es, eine Berufswahl treffen – was jedoch nicht ganz einfach war, denn es gab in der Gegend nur Landwirtschaft und keine Industrie. Da traf es sich, dass die Eisenbahn Personal benötigte, da viele NSDAP-Mitgleider zuvor entlassen worden waren. Erich Leins sah dies als Chance und bewarb sich 1946 bei der Bundesbahn. Durch ein Gesetz waren jedoch viele ehemalige Beamte wieder ins Rennen gekommen, da durch dieses Gesetz sondiert wurde, wer als Täter galt und wer als Mitläufer. Entsprechend hoch war die Bewerberzahl, entsprechend erschwert wurden die Prüfungen. Doch der Vollmaringer bestand als Jüngster seines Prüfungsjahrganges und wurde schließlich Bundesbahnoberamtmann und arbeitete später auch bei der Bundesbahndirektion. Im Laufe seiner beruflichen Laufbahn betreute er die Gewerbebetriebe, die Gastronomie und vieles, was damit zusammenhing auf den Liegenschaften der Bahn. Dieses Wissen konnte er später ideal beim Sportheimbau in Vollmaringen einbringen, wo er sehr engagiert war und später auch Vorstandsarbeit leistete. Auch sportlich brachte sich Erich Leins beim Fußball als Spielführer und im Mittelfeld als Mittelläufer ein, wie es damals bezeichnet wurde. Er gehörte zu jener legendären Mannschaft, die 1946/47 als erste Vollmaringer in die Bezirksliga aufstiegen. Bis 1951 spielte Leins und berichtete, dass es zu den Spielen oft mit dem Fahrrad ging – und wenn es weiter weg führte zum Beispiel ins Neckartal, wurde die Strecke auch mit Pferd und Kutsche zurück gelegt.
Erich Leins hat zwei Töchter, fünf Enkel und sechs Urenkel, die zwar auf der ganzen Welt zuhause sind, aber regelmäßig auch nach Vollmaringen ins schwäbische Zuhause zurückkehren. „Wir leben in einer goldenen Zeit, diese sollten wir nicht vergessen und dafür auch stets ein wenig dankbar sein“ appellierte der Jubilar Erich Leins an die jüngere Generation.
Text: Daniela Steinrode Bild: Thomas Seeger